Hier kommt jetzt noch ein Interview mit Morten. Ich hoffe, ich nerve euch nicht. Aber ihr müsst es ja nicht lesen ist auch ziemlich lang ... aber es ist wieder so furchtbar interessant
Morten Harket – Weg von ausgetretenen Pfaden (1993)
„Ich fühle jetzt das starke Bedürfnis die Kontrolle loszuwerden. Ich will wegkommen von jeglicher vorhersehbaren und bekannten Situation. Mich selber aufwecken; nicht langsam einschlafen. Ich bin zu lange auf ausgetretenen Pfaden gewandert.“
Warum sollte ein Mann Geld machen und die Welt erobern – wenn es das Ziel ist, nicht die Kontrolle über sein Leben zu haben ? Morten Harket hat fast alles, was man sich vorstellen kann und ebenso alles, was er am meisten haßt: Kontrolle.
Das ist der Grund, warum der a-ha-Sänger ein Album veröffentlicht, das durch Planlosigkeit gekennzeichnet ist; „Poetenes Evangelium“. Das ist der Grund, warum der geschliffene popstar bei Erik Hillestad in der „Kirkelig Kulturverksted“ landete, genauso wie der satirische Spitzbube Ole Paus. Und dann können wir Paus formulieren lassen, was der 34-jährige Vater von drei Kindern denkt, acht Jahr nachdem er es schaffte, Norwegens bestverkaufter Künstler zu sein: „Wir haben alles, aber das ist auch alles, was wir haben“.
Ich stimme Ole zu. Ich habe immer die Kontrolle über Dinge gehabt. Aber in letzter Zeit fand ich heraus, dass es mehr und mehr hinderlich ist. Jetzt fühle ich das starke Bedürfnis die Kontrolle loszuwerden. Ich will wegkommen von jeglicher vorhersehbaren und bekannten Situation. Mich selber aufwecken; nicht langsam einschlafen. Ich bin zu lange auf ausgetretenen Pfaden gewandert.
Q: Aber brauchst du nicht einen Ankerplatz ?
Ja ... aber ich war rastloser denn je während des letzten Jahres. Ich habe nie weniger das Gefühl von Ruhe gehabt als gerade jetzt. Ich fühle, dass ich jetzt weniger weiß als je zuvor. Ich weiß nur, dass ich von etwas wegkommen muss um zu etwas anderem zu gelangen. Es ist ein Suchprozess.
Treff traf Morten Harket in Oslo. Er ist gerade von Israel zurückgekommen, wo er für eine Woche war um zwei Videos in Zusammenhang mit „Poetenes Evangelium“ zu filmen. Der kurze Aufenthalt in Israel war wirklich beeindruckend. Der Mann aus der Welt von Asker, London, a-ha und der hunderttausend Poster in den Zimmern der Mädchen hat nicht die Fähigkeit verloren die Position von Askeladden (sehr bekannte Figur aus Norwegischem Märchen) anzunehmen. Zu sehen, erkunden und zu rufen: „Sieh, was ich gefunden habe!“ Und dann ist es so, dass andere nachsichtig lächeln oder wie Askeladden’s Bruder sagt: „Quatsch, wirf‘ es weg!“
Morten Harket versucht nicht, die Prinzessin zu gewinnen oder das halbe Königreich (wie Askeladen). Er hat beide Dinge bereits. Aber er hat Angst, dass er etwas auf seinem Weg verloren hat. Das, was er erreicht hat, nahm ihm die ursprüngliche Mentalität weg, die ihn hierher gebracht hat. Das Wundern, das Träumen, die Improvisation, den Schmerz und den Rausch.
In Israel traf ich 17jährige Mädchen und Jungen mit Waffen in ihren Hüfttaschen. Sie würden ihe Liebe zu einander zeigen, aber zur gleichen Zeit wissen, dass jederzeit eine Bombe losgehen kann. Ich erfuhr dieselbe Intensität in Rio. Das Leben zerfiel und blühte auf zur gleichen Zeit. Es wurde ein riesiger Kontrast zu unserem bequemen, sicheren Rückhalt zuhause. Wir haben enorme Freiheiten, aber wir nutzen sie nicht. Wir haben regelmäßige Einnahmen von unseren Bankkonten, Routinen kontrollieren alles. Das tägliche Leben wurde zu einer sterilen Übung. Es ist weder Leben noch Tod. Nur eine Gemeinschaft, die langsam dahinschwindet. Ich sehe in den Menschen, die in Armut leben, Menschen, die die Schönheit verloren haben. SIE haben noch ihren Stolz, Aufopferung und Hingabe.
Und Du ?
Ich bin ein Konzentrat all dessen. Ich erkenne es in mir selbst. Wir bevorzugen ein vorgetäuschtes Gefühl der Sicherheit, anstelle eines echten Gefühls von Leben. Weil es einfach ein vorgetäuschtes Gefühl ist, egal ob du es erreichst oder nicht. Wir wissen nicht, wie viele Tage uns gegeben sind. Es gibt keine Garantien für unsere Gesundheit. Deswegen sollten wir nicht leben wie sie. Wir nehmen die Nacht nicht wahr, weil wir statt dessen schlafen. Das macht mich verrückt. Wir sollten in allen Farben des Regenbogens aufflammen – und sterben.
Das Bequeme tröstet Dich nicht ?
Nein, es ist so, dass wenn es unbequem wird, es wirklich gut werden kann. Das ist das Gefühl, das ich in Israel hatte. Ich wurde von komplett Fremden mit offenen Armen willkommen geheißen und zum Abendessen eingeladen.
Bist Du ein Leben, das aus Verpflichtungen besteht, leid ?
Ich liebe meine Verpflichtungen. Ich liebe meine Familie. Aber es ist nicht einfach die Art von Leben zu leben, die notwendig ist, um 20 Millionen Alben zu verkaufen, und zur selben Zeit meiner häusliche Rolle nachzukommen. Ich kann mich selber kaum einen Familienmenschen nennen. Ich BIN ein Vater, aber kaum ein Ehemann. Das ist voller Konflikte und ist sehr anstrengend. Aber ich muss damit leben. Was am meisten ermüdend ist, ist nicht mein Verhältnis zu meinen Kindern – sie haben eine gute Mutter – aber das Gefühl, dass ich Camilla’s persönliche Entwicklung verlangsame. Sie hat noch viel vor sich in Film und Theater. Sie ist genauso ein Künstler wie ich. Ich weiß das. Aus dieser Perspektive ist es eine große Verschwendung ihres Talentes, dass sie nicht außer Haus arbeitet. Und das gibt mir ein Gefühl von Panik, etwas das immer dringender wird. Es muss bald eine Lösung gefunden werden.
Aber will sie Karriere machen ?
Sie ist da sehr geteilter Meinung. Ich glaube nicht, dass es ihrem Naturell entspricht eine Hausfrau zu sein. Aber was ist die Alternative ? Das ich komplett aufhöre ? Das ist genauso falsch. Oder schlimmer. Wir müssen versuchen ein Arrangement zu finden, das auch den Kindern gerecht wird, und ebenso Camilla mehr Freiheit gibt. Aber das ist nicht einfach. Mein Leben ist so hektisch, dass es schwierig ist irgendwo eine permanente Basis zu schaffen.
Warum lesen wir über den Teil Deines Lebens nie in „Se og Hür“ (Norweg. Klatsch-Magazin) ?
Weil ich nichts mit denen gemein habe. Aber das ist auch der Grund warum ich wahrscheinlich eines Tages darin auftauchen werde. Ich zweifle nicht daran, dass sie versuchen werden mich zu kriegen, wenn sie eine Chance bekommen. Aber bisher waren sie vorsichtig. Ich bin vorbereitet. Falls sie die Grenze überschreiten, werde ich sie hetzen und meine ganze Kraft darauf verwenden sie zu vernichten.
Sind die Medien eine Plage ?
Ich kann viel von ihnen ertragen. Und ich kann einiges davon ignorieren. Aber nicht alles. Ich weiß alles über die Medien, aber Tatsache ist, dass Medien ein viel größeres Problem für die Allgemeinheit sind. Sie wissen es einfach nicht. Verstehen nicht, wie sie herumgeschubst werden. Sie verstehen nicht, dass die Medien etwas sind, das verkauft wird. Dass es keinen wirklichen Unterschied gibt zwischen Medien und dem Autoverkauf. Aber die Leute wurden sozusagen „geimpft“ gegen die Autoverkaufsmachenschaften. Dort haben sie verstanden, dass sie manipuliert werden.
Du sagst, dass du alles über die Medien weißt. Und du urteilst über alle gleich. Hast Du nicht einen Bruder, der Journalist ist ?
Oh ja. Was ich versuche zu sagen ist, dass diejenigen, die die Verantwortung für das Schreiben haben einen starken Rücken brauchen. Das geschriebene Wort hat eine enorme Macht. Es wäre einfacher, wenn ich Beziehungen zu einzelnen Journalisten haben könnte. Aber die Medien können oft als kopfloses Monster auftreten. Zynische Redakteure schicken neue und junge Journalisten mit rosigen Wangen aus, in der Hoffnung, dass ich mich ihnen gegenüber öffnen würde. Oder sie schicken junge Mädchen. Ich bin schon oft reingelegt worden. Ich weiß, dass diese Journalisten ihr Material mit einer gewissen Offenheit schreiben. Und später wird es beschnitten, neu angeordnet und von den Haien an den Redakteursschreibtischen ins Extreme gerückt. Sie machen daraus, was sie wollen.
Kann es so verdammt hart sein, eine Beziehung zu den Menschen zu haben, dessen Aufmerksamkeit zu hast?
Ich würde wirklich gerne bescheiden sein, fühle aber irgendwie, dass die Millionen, die a-ha’s Alben gekauft haben, mich nicht kümmern. Ich bin sicher, dass sie nette menschliche Wesen sind, individuell, aber wenn sie als Gruppe zusammenkommen, erscheinen Menschen als das am wenigsten Schöne. Man kann sehen, wie die Massensymbole auf MTV, MacDonalds oder im Massentourismus dominieren. Ich verachte das. Das Einzige, was mich interessiert ist, ob ich eine Person berühre. Natürlich hat es einen praktischen Wert, wie viele Platten ich verkaufe. Ein großer Erfolg gibt mir mehr Freiheit in meinen Aktivitäten. Sollte man denken. Aber diese Aktionsfreiheit ist eher hinderlich als befreiend.
Du sagtest in einem Interview mit Treff 1985, dass du „nicht geboren wurdest, ein geradliniges Leben zu führen“. Wird es mehr Seitensprünge als „PE“ in nächster Zukunft geben ?
Ich weiß es nicht. Ich möchte einfach in der Position sein, wo ich zuhören kann. In einem Zustand, wo ich fühlen kann, dass ich Gleichgültigkeit hasse. Das ist es, was die Erde tötet. Das ist es, was die Menschen in East-Timor tötet. Gleichgültigkeit ist so viel schlimmer als Wut. Weil Wut nicht kalt ist; sie hat eine hohe Temperatur. Man kann eher im Zustand wütender Aufregung eine zweifelhafte Tat begehen als mit kalter Klugheit. Jesus sprach darüber: „Wie sehr wünschte ich, Du wärst entweder der eine oder der andere! Aber weil du kaum warm, noch heiß noch kalt bist, möchte ich dich aus meinem Mund ausspeien!“ (Rev. 3: 15, 16)
Hast du inneren Frieden ?
Oh ja. Aber ich bin gegenwärtig immer noch in einem sehr suchenden Geisteszustand. Deswegen ist es unglaublich gut, gerade jetzt an solch einem Projekt wie „Poetenes Evangelium“ teilzunehmen. Ich spüre zwei Dinge: Ich werde weiter in die selbe Richtung wie „Poetenes Evangelium“ gehen oder ich werde noch kommerzieller als vorher. Es ist das lebensspendendste über die erste Alternative nachzudenken. Weil ich hier das Gefühl habe, in irgendwas Leben eingehaucht und ihm eine Bedeutung gegeben zu haben. Es hat eine Menge von mir gefordert und es gab eine Menge Blöße dabei. Gleichzeitig weiß ich, dass ich beide Arten bin. Ich mag es genauso, geschliffene Filmmusik zu singen. Es werden Sachen von mir kommen, die für einige schwer zu schlucken sein werden. Ich habe Leute satt, die mich in eine Rolle stecken wollen. Ich mache, was sich gut anfühlt. Glaubt nicht, ihr würdet mich kennen ! Nicht viele Leute tun das. Das ist provokatives Terrain für mich. Ich mag es, Leute zu demütigen, die es verdienen.
Bist du niemals Leuten, die du triffst gegenüber voreingenommen ?
Doch, bin ich, oh je. Das enttäuscht mich sehr. Ich habe mich bei einigen Gelegenheiten so sehr geschämt. Und ich fühle mich niemals mehr wie ein Blödmann, wenn ich mit meinen eigenen Vorurteilen konfrontiert werde.
Noch mehr zu erreichen
Was glaubst du, war der Grund, dass du derjenige warst, der gefragt wurde „Poetenes Evangelium“ zu interpretieren ?
Ich weiß es nicht. Ich denke, Erik Hillestad spürte etwas, von dem niemand weiß, was es war. Aus unerfindlichen Gründen, entschied er sich mich zu kontaktieren. Und die Tatsache, dass er mich fragte, interessierte mich. Weil ich der bin, der ich nach außen hin bin, und ich offenbar etwas repräsentiere was ich früher gemacht habe. Hillestad glaubte, dass da noch mehr von mir zu erwarten war.
Hat dich das überrascht ?
Ja, und es faszinierte mich, und ich wurde gleichzeitig neugierig auf ihn. Ich weiß, was ich in mir habe, aber ich werde neugierig, wenn jemand glaubt, Gründe zu haben darüber nachzudenken. Dann interessiere ich mich für diese Person, ganz einfach.
Du triffst viele Leute, die eine bestimmte Vorstellung davon haben, wer du bist ...
Ja, natürlich. Sie urteilen nach dem Äußeren, die meisten Leute machen das. Aber dann gibt es die, die fähig sind, dahinter zu schauen, um etwas anderes zu sehen. Sie sehen Möglichkeiten jenseits dessen, was andere sehen. Das zieht mich an, weil ich merke, dass hier etwas geschehen könnte. „Gute Nase – und Hirn“ .Zusätzlich dazu ist es enorm wertvoll zu wissen, wie erfolgreich Hillestad bei früheren Projekten war. Ich weiß, dass er eine gute Nase hat, die auch manchmal mit seinem Hirn zusammengeschaltet war. Aber nicht in diesem Fall, wirklich. Es war ein derart intuitives Projekt, das nach nichts aussieht, an dem irgendjemand von uns jemals vorher beteiligt gewesen war. Niemand wusste, wie sich das entwickeln würde.
Ist das nicht Hillestad’s Markenzeichen ?
Ich glaube, wenn du Erik fragst, gab es nicht viele Male, bei denen er so entfernt mitgearbeitet hat. Es war ein Ablauf komplett ohne Auffangnetz. Es war vollkommen frei von Anweisungen. Kein Finger hat in irgendeine Richtung gedeutet.
Absolut nichts gewusst
Hast du es nicht doch irgendwie beeinflusst ?
Ich war nicht derjenige, der beeinflusste. Ich wurde mitgezogen von den Kräften, die während der Aufnahmen freigesetzt wurden. Ich hatte keine Ahnung, was passieren würde, als ich mich vor das Mikrophone setzte, um diese Lieder zu singen. Ich wusste überhaupt nichts. Wusste nichts darüber, wie ich singen sollte. Ich kannte nicht mal die Melodien. Sie waren mir so unbekannt wie die Texte. Nichts war da bevor es plötzlich geboren war. Das war es, was mit praktisch allen Liedern geschah. Das war es, was uns so beeindruckte, uns, die damit gearbeitet haben. Es ist seltsam, aber unvergleichlich das interessanteste, das ich jemals gemacht habe.
Du sagst, dass niemand irgendwas geplant hatte. Bedeutet das, dass du nicht einmal weißt, wer sich um den Verkauf des Albums kümmert ? Ist nicht ein Weihnachtsalbum eher auf eine bestimmt Zielgruppe zugeschnitten als die meisten anderen Alben ?
Nun, wir müssen den Unterschied sehen zwischen dem Startpunkt und dem fertigen Produkt. Jetzt, wo das Album fertig ist, läuft natürlich die Promotion dafür an. Das Album liegt in Geschäftsauslagen aus und in den Zeitungen gibt es Werbeanzeigen. Das ist ein Teil des Verkaufsgeschäftes. Und dort läuft alles seinen gewohnten Gang. Aber egal, was man hinterher davon hält, niemand hat den kreativen Lauf bestimmt. Ich habe niemals an etwas gearbeitet, das unsicherer und abstrakter war als das.
Bist du geschmeichelt, dass du gefragt wurdest ?
Nicht unbedingt geschmeichelt. Mehr interessiert. In aller Demut, ich weiß, welche Talente in mir schlummern. Und deswegen werde ich neugierig, wenn andere dasselbe denken.
Hast du immer gewusst, zu was du fähig bist ?
Nicht genau „zu was“. Aber ich habe immer gewusst, dass ich mich Dingen unkompliziert und direkt annähern kann. Ich weißt, dass ich ein Medium für etwas sein kann. Ich weiß, dass ich die Gefühle von Leuten bewegen kann. Ich kann mich selber in eine Art Rausch versetzen, über den ich keine Kontrolle habe. Das ist es, was meiner Meinung nach das interessante ist an Musik und Gesang. Und ich bin am interessantesten, wenn ich nicht die typisch „netten“ Melodien singe. An statt glatte amerikanischen Hits zu singen.
Hast du immer gewusst, dass du die Person werden würdest, die du heute bist ?
Ich wäre niemals der geworden, der ich bin, wenn ich es nicht vorher gewusst hätte. Diese Sache, das ist wie ein Zugvogel. Es ist diese Sicherheit, die dir sagt, wohin du als nächstes gehst. Du musst nichts fragen. Ich hätte dieses Geschäft schon lange verlassen, wenn ich nicht das in mir hätte. Dann hätte es so viele unüberwindbare Barrieren auf dem Weg gegeben, die mich gestoppt hätten.
Vielleicht kann das als ein „Ruf“ bezeichnet werden ?
Ich glaube, ich würde die englische Variante „calling“ (Berufung) gebrauchen. Es ist einfach etwas, von dem ich weiß, das ich es tun soll.
Ich bin nicht so bewandert im Englischen wie du, deswegen frage ich: Was ist der Unterschied zwischen „Berufung“ und „Ruf“ ?
Nicht mehr als die Tatsache, dass das norwegische Wort ein größeres Klischee ist als das englische. Meine Motivation kommt von innen, unabhängig von Geld und Ruhm und Dingen wie dies. Und das Singen ist nur eine meiner Ausdrucksweisen. Ich sehe mich selbst als Musiker. Ich bin immer froh, wenn Leute mich als das ansehen. Aber das Wort „Musiker“ ist auch nur teilweise korrekt.
Künstler ?
Ich mag das Wort nicht.
Träumer ?
Ja, das bin ich.
Ausgeflippt
Die Texte auf „Poetenes Evangelium“ sind nicht unbedingt missionarisch. Was interessant ist, ist, dass es ein Album über Jesus ist und sein Leben. Und über das Phänomen, das „Glaube“ ist. Über die Atmosphäre von Jerusalem. Die Texte wurden von Dichtern geschrieben, die nicht als Christen bekannt sind, wie Jens Bjørneboe, die aber immer noch Respekt und Gehorsam gegenüber dem Material haben (die Geschichte Jesu).
Das Material rührt Nerven und Gefühle an, mit denen Christen ihre Schwierigkeiten haben. Sieh einfach nur in eine durchschnittliche christliche Albumkollektion und du wirst es erkennen. Die Texte zu „Poetenes Evangelium“ sind, was ich „Zeugnisse“ nennen würde; die Autoren beschreiben, was sie selber erlebt haben. Einige der Gedichte sind so „ausgeflippt“, dass man sie nicht mit dem Kopf erfassen kann. Man muss in sie hinein hypnotisiert werden. Ich habe viele dieser Zeilen gesungen, ohne zu wissen über was ich da singe. Aber wenn du ein offenes und intuitives Bewusstsein hast, werden sie ihren Weg hinein finden.
Gibt es einen großen Unterschied zwischen den beiden Hillestad-Projekten „PE“ und „Salmer på veien hjem“, wo Kari Bremnes, Ole Paus und Mari Boine alte Psalmen vortragen ?
Sie können auf eine Art verglichen werden, und nur auf eine Art: Es sind Artisten, die sich anders ein starkes Engagement auf dem profanen Markt behalten haben, die hier eingebracht worden sind. Es ist so, dass wir alle klein werden, wenn wir gefragt werden, solche Dinge zu machen.
Neugierde
Was ist das Wesentliche der Gospel für dich ?
Was daran interessant ist ist, dass es 2000 Jahre her ist, als Jesus umherging. Man muss seine Intuition gebrauchen, um sich dem anzunähern.
Haben die Texte irgend einen Bezug zu deinen Lebenserfahrungen ?
Sie haben definitiv etwas mit meinen eigenen Erfahrungen meines Lebens zu tun. Und mit meiner Fähigkeit, Erfahrungen zu machen im Leben. Sie sind mit einer Art Neugierde und Offenheit geschrieben, auf die ich mich beziehen kann.
Aber kannst du die Zeugnisse zu deinen eigenen machen ?
Nein, nein, nein. Das bin ich überhaupt nicht. Mir wurde nur die Chance gegeben, gebraucht zu werden. Gebraucht in einem sehr reinen Sinne. Wenn ich dieses Material singe, bin ich genauso Zuhörer wie Sänger. Das ist nicht mein solo-Album, weit weg davon.
Wird das Material des Albums auf Konzerten aufgeführt ?
Dass kann gut sein. Aber das ist überhaupt nicht geplant, genauso wie das Album überhaupt nicht geplant war. Das ganze Album ist ein Geschenk, nicht nur an uns, sondern an diejenigen, die es bekommen.