Amica 06/03 Maaaaags :-)
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Frauke -
14. Mai 2003 um 22:27 -
Erledigt
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Zitat von stony_silence
Mit den "Tipps" aus der Amica kannsde dir Oslo nicht lange leisten.
Aber die Preisberechnung am Ende stimmte doch: Man stelle sich etwas sehr teuer vor und multipliziere es mal drei!
Und ich finde ja vor allem die Fotos hammermäßig geil! Die haben ja richtig investiert und Knut Bry neben Magne engagiert!
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Ja, das Foto ist wirklich schön!
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Das is echt klasse.
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hab heut auch mal hineingeschmökert - aber vorgestern hab ich meiner Mutter schon Order gegeben, die Zeitung zu kaufen, da ich sie nirgends gefunden habe... jetzt kann ich auch noch eine Woche warten
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Das beste Bild von allen ist allerdings das von der ersten Seite des Berichts - weil dort einfach von den Proportionen her alles stimmt! Zum Vergleich:
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...die zwei Personen im Hintergrund stehen auf der falschen Seiten... ansonsten stimmt's.
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*grins*
Ein ganz kleines Futzel-Bild von ihm vor einem Club ist auch noch drin. Aber da braucht man 'ne Lupe für. :oops:
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mir auch!
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Zitat von stony_silence
Das sei mal dahingestellt ... Ich finde, die haben da nur Zeugs aufgeführt, was sich kein Normalsterblicher leisten kann ... (Das Grand Hotel! Hallo??? ) Es hätten noch mehr so Tipps sein sollen, wie das "Godt Bröd", wo man wirklich gut und billig essen kann. Mit den "Tipps" aus der Amica kannsde dir Oslo nicht lange leisten.Okay ,mag stimmen.Aber ich muss gestehen ,wenn ich mit meinem Mann verreise ,da schauen wir nie so aufs Geld.Wenn ich in Urlaub fahre ,dann lass ich es mir gut gehen und dreh nicht jeden Euro 3x um.Es mag natürlich hingestellt sein ,ob alles das Wert ist wofür es verkauft wird.
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Gut, aber die Restaurants, die da aufegführt sind, kannst du dir auch ned leisten, wenn du nicht jeden Euro drei Mal umdrehst. Es hat halt nicht jeder so einen prall gefüllten Geldbeutel, wie Mags.
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Das mag stimmen.Außerdem geh ich auch nicht so gerne essen.
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Aber wenn du mal gehen und ordentlich Geld loswerden willst, weißt du ja jetzt, wo du hingehen kannst.
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OSLO - mit A-HA Effekt
Ein Szene-Trip mit Magne Furuholmen, normalerweise Popstar
Auf den ersten Blick ist Oslo nicht spektakulär. Das mag am Nebel liegen, der einem das angeblich grandiose Panorama über die Stadt vom Holmenkollen Park Hotel aus völlig verwehrt. Eine Milchglasscheibe ist aufregender.
Dort im Dunst treffe ich Magne Furuholmen, ein Drittel von A-HA, Norwegens erfolgreichster Popband. Magne ist mir früher nie aufgefallen. Dabei sieht er am besten aus von den Dreien, groß, blond-verwuschelt, strahlend und manchmal mit einem Hauch freundlicher Ironie im Blick. Was in Norwegen alle wissen, aber in Deutschland kaum jemand: Er ist nicht nur Musiker, sondern auch Maler. Sogar ein sehr erfolgreicher. Mit Ausstellungen von Kopenhagen bis Beijing und einer Briefmarke, die er für die norwegische Post entworfen hat und die man in gut sortierten Postämtern kaufen kann. Vielleicht ist das mit Oslo auch so: Auf den ersten Blick nimmt man es gar nicht wahr. Auf den zweiten ist es hübsch, Pop eben. Und schließlich, beim dritten Hingucken, wenn man dichter herangegangen ist: viel interessanter. Mehr dahinter. Kunst.
Magne fährt mit uns zur schönsten Galerie Oslos: zur Galerie Brandstrup. Eine hellgelbe Villa auf einem Hügel in einem Park, ein überdimensionales Puppenhaus. Drinnen: eine Werkschau von Bård Breivik, dem wichtigsten zeitgenössischen norwegischen Künstler. Magne berührt die geschmeidigen Formen, streichelt schwarze Gnubbel an der Wand, die wie eine Haribosorte für Erwachsene aussehen. «Diese Arbeit heißt 'Wet Dreams'. Das norwegische Parlament wollte sie kaufen, doch ein konservativer Politiker hat das verhindert, als er den Titel hörte.»
Nachdem Magne sich durch die Ausstellung gefühlt hat, erläutert er die Vorliebe der Norweger für bildende Kunst: «Skandinavien hat wohl die höchste Anzahl an Kunstwerken in Privatbesitz auf der Welt. Das hat damit zu tun, dass man viel Zeit drinnen verbringt. Wir geben unser Geld nicht so sehr in Cafés oder Restaurants aus, wir laden die Leute zu uns nach Hause ein. Und wenn man schon drinnen ist, dann soll es da auch schön sein.»
«Mein zweites Zuhause» nennt Magne das Henie-Onstad Art Center direkt am Fjord, unsere nächste Station. Die Architektur des Baus von 1969 ist ursprünglich wie eine Hand mit fünf Fingern angelegt. Mit 15 hat Magne dort als technischer Assistent angefangen, später seinen Zivildienst geleistet und sogar dort gewohnt.
Während der Fahrt zieht Magne ein Hochglanz-Magazin im DIN-A5-Format mit tätowierter Transe auf dem Titel aus dem Handschuhfach seines Wagens und blättert darin. Plakative Fotos von Männern mit Make-up. «Kann ich nur empfehlen», grinst Magne. «Ganz hinten sind einige sehr gute Bars, Clubs und Restaurants aufgelistet.» Er findet die Liste und liest: «Das 'Pascal' ist schön, ein klassischer Kuchenladen. Dann noch das 'Theatercaféen', der Palace Grill', 'Bar Boca' und 'Alex Sushi'.»
Das Art Center wurde von der Eiskunstläuferin Sonia Henie und ihrem Mann, dem Reeder Niels Onstad, gestiftet. Die Sammlung umfasst Über 3000 Werk, von Picasso bis Beuys. Hier werden Ausstellungen mit norwegischer und internationaler moderner Kunst gezeigt, es gibt Ballettaufführungen und Theater, Performances und Filme, in Keller hängen die Medaillen und Trophäen der Stifterin. Magne hat hier Yoko Ono kennen gelernt - und er hatte hier die Ausstellung, die seinen Durchbruch zum ernst zu nehmenden Künstler markierte. «Außerdem gibt es im Art Center ein großartiges Restaurant namens 'Bølgen & Moi'. Das gehört einem Freund von mir. Es gibt eine Weltmeisterschaft für Köche, dort hat er die Silbermedaille gewonnen. Zur Eröffnung habe ich das Restaurant gestaltet. Die Glasarbeit am Eingang ist immer noch da.» Dann muss Magne weiter, schnell ein paar Bilder fertig malen, und der Fotograf Knut Bry, der uns bislang begleitet hat, übernimmt die Oslo-Tour. Ersieht aus wie Andy Warhol und ist ein alter Freund von Magne - er war es, der das erste A-HA-Cover fotografiert hat.
Wir kurven kurz an der Karl Johans Gate, der Pracht- und Einkaufsstraße im Zentrum Oslos, vorbei und machen einen Schlenker zum Rathaus am Hafen, einem 50er-Jahre-Backstein-Bau mit zwei Türmen, in denen Künstler ihre Ateliers haben. Wegen der Architektur das wird auch beim Anblick dieses überdimensionierten Bauklötzchen-Ensembles deutlich reist wahrscheinlich kaum jemand nach Oslo. Die Häuser sehen meistens putzig (wie das Park Hotel auf dem Holmenkollen mit seinen Türmchen) oder praktisch aus. Oder beides gleichzeitig.
Praktisch ist zumindest das Atelier des Modedesigners Peter Løchster in einem grauen Betongebäude. Auf Peters Wange ist noch ganz deutlich der Abdruck des Strickmusters des Pullovers zu sehen, auf dem er die Nacht verbracht hat. Er wirft sich ein paar Teile aus seiner Kollektion über und sieht - ungeduscht und zerzaust - sofort aus wie ein intellektueller Britpopstar, bloß ohne die arrogante Haltung. Auf einer Stange hängen Kleider. «Ein Projekt, das ich mit der Heilsarmee zusammen gemacht habe: Sachen aus Secondhandklamotten.»
Dafür hat er zum Beispiel ein altes Herrenhemd und eine Jogginghose in kleine Rauten geschnitten und daraus einen Rock gemacht, den Carrie aus «Sex and the City» sofort anziehen würde. Kaufen würde sie Peter Løchsters Kollektion im Klamottenladen «D'lirium» in Grünerløkka, dem interessantesten Stadtteil Oslos. Das ehemalige Arbeiterviertel ist inzwischen so etwas wie das Hamburger Schanzenviertel oder Williamsburg in Brooklyn: eine Mischung aus Cafés, Bars, Clubs, Klamottenläden mit gut sortiertem Angebot von Secondhand über regionale bis internationale Designer und winzigen Galerien. Das alles in schrabbelig-schick. Dazwischen ein uralter Laden mit einem uralten Mann darin, der «bestimmt seit 40 Jahren nichts mehr verkauft hat. Er hasst Kunden», sagt Knut. Knut dagegen hasst Kaffee.
Die Zahl der Coffee-to-go-Latte-Caramel-Macchiato-Bars steigt zwar bedrohlich, wie er bitter bemerkt, aber trotzdem bekommt man hier noch eine «anständige Tasse Tee», und zwar in der «Tea Lounge». Für einen Moment sind wir allein in dem großzügigen Raum mit den weinroten Sesseln und der perfekt damit harmonierenden Erdbeertorte auf dem Tresen.
Grünerløkka ist genau das Viertel, das man in jeder Stadt sucht. Der Ort, an dem man sich richtig fühlt, nicht wie ein Tourist, sondern wie ein Entdecker, der an jeder Ecke überrascht werden will. Die Schätze sind nicht offensichtlich, sondern etwas versteckt. Aber man kann sie finden. Zum Beispiel die Galerie G.U.N. Dort zeigt gerade Robert Johansson seine Boxkampf-Ausstellung. «Ich bin gegen ein Mädchen angetreten - und habe gewonnen.» Das scheint ihm etwas peinlich zu sein, aber die Ausstellung dokumentiert den Kampf liebevoll bis ins Detail. Im Hinterzimmer der Galerie steht ein Etagenbett, das gehört zum Konzept der Galerie. Dort können die Künstler, während sie an ihrer Ausstellung arbeiten, wohnen. Und G.U.N. exportiert diese Etagenbetten, am liebsten an andere Galerien - im Gegenzug sollte ein Künstler eine Ausstellung bei G.U.N. machen. Betten gegen Kunst - dahinter steht auch die Idee, die norwegische Gastfreundschaft weltweit zu verbreiten.
Wir testen die norwegische Gastfreundschaft ein paar Straßen weiter und klingeln bei Thomas Saenger, einem gut aussehenden Maler mit engem T-Shirt und markantem Kinn. Seine großformatigen Bilder sehen aus wie gewebt und wirken beinahe psychedelisch. «Der optische Effekt ist am besten, wenn man schlecht und kurz geschlafen hat», sagt Thomas. Wir setzen uns und gucken eine Zeitlang still und zufrieden auf die Strukturen. Das beruhigt. Es ist schön, drinnen zu sein. Oslo macht ausgeglichen. Man beginnt, in sich hineinzuhorchen und -zugucken, man schaut sich in sich selbst um und guckt, was man da so findet. Neue Ideen. Etwas machen. Etwas ausprobieren. Sich etwas ausdenken. Diese Stadt laugt einen nicht aus, sie lädt einen auf. Man braucht nur etwas Geduld. Zum Beispiel, um auf das perfekte Hotel zu warten. Magne wurde gerade gefragt, ob er ein Designhotel entwerfen könnte. «Aber ja! Ich möchte ein Hotel machen, das ich all meinen Freunden empfehlen würde. Eins, von dem ich sagen kann: Da musst du wohnen!» Bis es fertig ist, so Magne gelassen, dauert es vielleicht noch zwei Jahre.
Es hilft auch, wenn man sich möglichst nicht allzu viel aus Geld macht und genügend dabei hat. Die Preise in Oslo - zum Beispiel für Essen - könnte man nämlich so berechnen: Man stellt es sich sehr teuer vor und multipliziert diese Summe dann mit drei. Dann hat man ungefähr den richtigen Betrag. Deshalb isst man mittags am besten etwas vom Bäcker. Und erst abends richtig. Zum Beispiel im Restaurant «Bølgen & Moi» in Briskeby (einem eleganteren Osloer Wohnviertel). In dem ehemaligen Elektrowerk haben sich, so Knut, Mette-Marit und Haakon vor ihrer Hochzeit immer getroffen. An den Wänden: riesige Fotos. Füße und Köpfe, bunt und plakativ. Ganz Oslo scheint eine Galerie zu sein.
Auf den Tellern dann: Ebenfalls Kunstwerke. Fisch in allen Variationen, elegant drapiert. Köstlich. Das Dessert ist eine Installation aus Schokolade, Eis, Orangensoße und einer filigranen Karamellskulptur. Die Runde am Tisch bejubelt das Werk - und macht sich dann darüber her. Danach leckt Knut seinen Teller ab. Hingebungsvoll. Keine Berührungsängste. Kunst zum Anfassen, zum Aufessen.
So ist es mit Oslo: Man muss nur dicht genug herangehen. Dann ist es ganz köstlich.
Amica 5/2003
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danke für´s reinstellen.
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Ich dachte ich ergänze mal Silke`s Bilder.
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