Unwiderstehlich
Morten Harket und A-ha mit neuem Album
Die Zeit konnte Morten Harket seit den 80er Jahren offenbar kaum etwas anhaben. Der Frontmann des norwegischen Pop-Exports
A-ha hat bis heute eine seltsam alterslose Erscheinung: Nicht nur sein Gesicht ist - ob mit oder ohne Nachhilfe - straff gezogen wie eh und je. Auch Harkets Stimme klingt auf ihrem neuen Album „Foot Of The Mountain“ so, als würde ihr Debüt „Hunting High and Low“ nicht schon 24 Jahre zurückliegen. Noch heute schafft er es, sie ziemlich unwiderstehlich in ein traurig gefühliges Sehnsuchtsfalsetto hochzuschrauben, wie man es seit den Anfangsjahren kennt.
Nachdem A-ha auf „Analogue“ 2005 kurz in Richtung Folk-Rock schlenderten, orientiert sich das Trio nun auch musikalisch wieder am schlechtest angezogenen Jahrzehnt und hat für die zehn neuen Songs auf „Foot Of The Mountain“ mal wieder die Synthesizer herausgekramt: Schon der Opener „The Bandstand“ beginnt mit kühlem Synthie-Pluckern, bevor sich „Riding the Crest“ danach gleich deutlich eingängiger als ein „Take On Me“-Ableger für die Nullerjahre empfehlen will. „Sunny Mystery“ hingegen entfaltet sich auf einem leiseren Soundteppich, aus dem sich mit dramatischen Pianosprengeseln immer wieder der Refrain erhebt. Der Titeltrack, der dem Album als Single vorausgeschickt wurde und wohl Dank des Auftritts im Finale von Heidi Klums Ego-Show „Germany’s Next Top Model“ auf Platz drei in die Charts schoss, führte bezüglich der
Rückorientierung allerdings etwas in die Irre: Der schließt eher an ihre 2000er Comeback-Phase mit Songs wie „Summer Moved On“ und zeigt, wie großartig A-ha auf dem Gebiet majestätischer Melancholie nach wie vor sein können: Dann, wenn sich auf ein paar dunklen Klavier-Akkorden kraftvoll eine hymnische Melodie aufbaut, die von Harkets Stimme weggetragen wird und trotz eines Flirts mit dem Kitsch ihm niemals erliegt.
Anders als in „Foot Of The Mountain“ oder dem ähnlich gelungenen „Mother Nature Goes To Heaven“, das man mit seiner Poptraurigkeit kaum abschütteln kann, spielen A-ha ihre Stärken auf ihrem neunten Longplayer aber insgesamt nicht durchgehend aus. Immerhin ein paar Songs sind auf „Foot Of The Mountain“ zu finden, die sich auf der anstehenden Tour gut unter die Großtaten mischen lassen. Der Rest ist trotz des teilweisen Sound-Rückgriffs auf die 80er und einiger guter Melodien immer mal wieder so ereignisarm, wie A-ha es damals nicht waren. Sascha Rettig
A-ha, „Foot Of The Mountain“, Universal, 14,95 Euro.