Im Südkurier war eine sehr treffende Kritik mit der Überschrift "Das schnelle Ende einer langen Liebe - A-ha verärgern rund 3300 Fans in Friedrichshafen mit einem extra kurzen Konzert"... tippe ich gleich mal ab.
Persönlich war ich von dem Konzert ebenfalls schwer enttäuscht. Was heißt enttäuscht - ich war richtig sauer! Selbst, wenn es private Gründe gab... dann muss man das Konzert halt absagen oder verschieben oder auf 19 Uhr vorverlegen... was weiß ich! Hätte nicht gedacht, dass ich a-ha mal auspfeifen würde, aber an dem Abend hatten sie es sich verdient. In Stuttgart hatte ich ihnen allerdings schon wieder vergeben... wie soll man Morten lange böse sein, wenn er mit Brille auftritt...
Friedrichshafen-Konzert und Presse 26.11.05
-
midge -
11. November 2005 um 13:40 -
Erledigt
-
-
Hier die Kritik aus dem SÜDKURIER vom 28.11.05:
ZitatZitat
Das schnelle Ende einer langen Liebe
A-ha verärgern rund 3300 Fans in Friedrichshafen mit einem extra kurzen Konzert
Man soll den Tag nicht vor dem Abend und ein Konzert nicht vor dem Ende loben. Vor allem, wenn das Ende so schnell vor der Tür steht wie im Falle von A-ha. 75 Minuten dauert das Konzert im Rahmen der "Greatest Hits"-Tournee in der Neuen Messe in Friedrichshafen. Nach dieser knappen Spanne sind die drei Zugaben heruntergespielt und die Band verbeugt sich noch einmal am Bühnenrand. Als das verblüffte Publikum schließlich ein Pfeifkonzert anstimmt, turnen schon die Techniker in der Bühnentakelung und montieren die Lichtanlage ab.
Die Stars aus Norwegen lassen sich nicht mehr blicken, die Stimmung ist konsterniert. "Und dafür 50 Euro", murmelt einer zu seiner Frau - 100 Euro sind sie zusammen los, und nun sind beide auf dem Weg zum Getränkestand mit dem Frustbier. "Genau so macht es eine Band, wenn sie sich hier nie wieder blicken lassen will", meint ein Zweiter. Ein Dritter schließlich schlingt den Schal um den Hals und schlurft dem Ausgang zu. "Ich bin seit 20 Jahren A-ha-Fan", sagt er. "Aber damit ist jetzt Schluss." Dem Händler im Foyer, der mit A-ha-Postern wedelt, schenkt er ebenso wenig Beachtung wie die übrigen rund 3300 Besucher, die 50 Euro und einer verlorenen Liebe nachtrauern. Manche haben den weiten Weg von Karlsruhe oder Mannheim auf sich genommen, um bei diesem Konzert dabei zu sein.
Wahrscheinlich schmerzt der Verlust der Liebe zu A-ha mehr als der zu vielen anderen Bands, denn gerade A-ha inszenieren den Schmerz des Daseins ergreifend wie wenige andere - auch an diesem Abend. Frontmann Morten Harket ist mittlerweile ein gestandener Mittvierziger und Familienvater, doch noch immer singt er mit dem berückenden Schmelz eines Jünglings, der die ersten Kränkungen seines Lebens erfährt. Singt wie einer, der aus den Tiefen eines bisher unberührten heilen Taumes erwacht und sich in der Wirklichkeit wiederfindet. Bereits seit Mitte der 80er Jahre bringt die Musik von A-ha diese Saite im Gemüt zum Klingen.
Damals, als "Take on me" zum ersten A-ha-Hit wurde, steckte ein Großteil des Publikums mitten in der Pubertät - ein Alter, in dem das Gefühl einer tiefen Verletzung mit Erlösungspathos einhergeht. Genaus so klingt auch der elegisch Falsettgesang von Morten Harket - es ist der eines gefallenen Engels, der sich in die Höhen zurücksehnt, aus denen er stammt. Die Erinnerung an die verschütteten schmerzlichen Sehnsüchte von damals ist umso zwingender, als Morten Harket auch noch genauso aussieht wie vor 20 Jahren. Die Zeit ist an ihm vorübergegangen und für die heutigen 15-Jährigen muss er aussehen wie einer jener Burschen, die in den Vorabendserien stets die Hauptrollen spielen.
Auch musikalisch ist die Zeit an A-ha vorübergegangen - das heißt, ihr Zahn nagt nicht an ihr, was für Elektropop mit Wurzeln in den 80ern schon bemerkenswert ist. "The sun always shines on TV", "Stay on these roads" und natürlich "Hunting high and low", die ultimative Ballade des Verlusts und der Sinnsuche, rühren ans Gemüt, als ob eine alte Wunde immer wieder aufbräche; Weltschmerz, den man lange überwunden glaubte.
Musikalisch haben A-ha nach ihrem Comeback vor fünf Jahren einen Quantensprung hingelegt, den ihnen wohl niemand zugetraut hätte. Das hat seinen Grund auch in einer neuen Rollenverteilung innerhalb des Bandgefüges: Keyboarder Magne Furuholmen hat sich nach der Bandauflösung 1994 freigeschwommen: Er wurde bildender Künstler, griff zum Pinsel, und heute finden sich seine Bilder in norwegischen Museen.
Nach der A-ha-Reunion ist er als Komponist selbstbewusst neben den schweigsamen Pal Waaktaar getreten, den kreativen Kopf der Band, und diese Konkurrenz tut der Musik A-has nur gut: Das kürzlich erschienene Album "Analogue" kann als beste Einspielung des Trios gelten. In der Messe Friedrichshafen entfaltet der Titelsong ein gitarrenlastiges Rockpathos, das an U2 heranreicht. "Birthright" wiederum wird zum euphorischen Epos, zur längst fälligen Versöhnung mit den Wirbelwinden des Lebens. "Cosy prison" schließlich ist endlich jene Ballade, die es an Potenzial mit "Hunting high and low" aufnehmen kann.
Trotz allem Können ist unübersehbar, dass A-ha in Friedrichshafen gar nicht erst versuchen, an ihre Grenzen zu gehen und alles zu geben. Im selben Maß, in dem die Band sich künstlerisch entwickelt hat, hat sie sich offensichtlich leider von ihren Fans entfernt. Die Kontaktaufnahme zum durchaus glücksdurchfluteten Publikum bleibt auf einige wenige Standardmätzchen beschränkt und vor dem Hintergrund des frühen Konzertendes klingt ein Ratschlag Magne Furuholmens reichlich zynisch: "Auch wenn ihr euch an einige Texte nicht mehr erinnert: Singt mit! Sonst könnte es dazu bald zu spät sein."
Am Ende fühlt man sich wie ein enttäuschter Geliebter, der nichts gegeben hat auf all die Warnzeichen, dass in der Beziehung zwischen Saal und Bühne etwas nicht stimmt. Die Enttäuschung ist groß und sie wird es bleiben. Rod Stewart hatte recht: Der erste Schnitt ist immer noch der tiefste. Vor allem, wenn nicht nur das Herz, sondern auch der Geldbeutel blutet.
HARALD RUPPERT
Auch der gutwilligste Kritiker konnte dieses Desaster offenbar nicht schönschreiben. Den Lapsus mit "Birthright" mal außer Acht lassend finde ich es eine recht gelungene Kritik. -
Das finde ich auch. Das wäre wahrscheinlich DIE Kritik der Tour schlechthin geworden (wenn man vom Mittelteil ausgeht), wenn der Abend nicht so daneben gegangen wäre. Endlich mal einer, der die musikalische Entwicklung würdigt. Danke für's Reinstellen.
-
Ich trau mich das jetzt gar nicht lesen..
-
Sehr gute Kritik - in allen Punkten
Danke für's tippen -
Das ist eine der besten weil vernünftisten Kritiken, die ich im Laufe dieser Tour gelesen habe. Ehrlich und geradeaus. Und endlich mal nicht ausschließlich Aussprüche über die hübschen Jungs oder den Bewegungslegastheniker Morten. Danke dafür, Nephthys
-
Das Schlimme ist, dass das Konzert ruhig hätte noch vier Lieder länger sein können. Jemand von MLK sagte mir, dass Morten noch locker Zeit gehabt hätte, um seinen Flieger zu bekommen.
Mags hatte ich direkt nach dem Konzert auf die Kürze des Konzertes angesprochen. Er meinte: "Findest du, dass es kurz war?" - "Ja, ich war nämlich in Frankfurt, und das war viel länger." Daraufhin brummelte er irgendwas, sie hätten die Setliste geändert. Tja, was soll er auch sagen. Er kann ja schlecht MH in den Rücken fallen. Aber begeistert schien er nicht gerade. -
Vielen Dank fürs Abtippen.
Was soll man sagen? Es trifft so unglaublich gut, dass man der Plattenfirma (wieviel hat die eigentlich - und sei es monetär - mit der Tour zu tun?), dem Management und wenn es geht natürlich den drei Elchen diesen Text übersetzen und zukommen lassen sollte.
Problem: Harald Ruppert hat das so unglaublich gut geschrieben, dass eine Übersetzung die erstklassig beschriebene Verletztheit der Fans sicher verwässern würde.
Ach mönsch.. seufz. -
Wär sicher einen Versuch wert
-
Zitat von Joshua
Das Schlimme ist, dass das Konzert ruhig hätte noch vier Lieder länger sein können. Jemand von MLK sagte mir, dass Morten noch locker Zeit gehabt hätte, um seinen Flieger zu bekommen.
Mags hatte ich direkt nach dem Konzert auf die Kürze des Konzertes angesprochen. Er meinte: "Findest du, dass es kurz war?" - "Ja, ich war nämlich in Frankfurt, und das war viel länger." Daraufhin brummelte er irgendwas, sie hätten die Setliste geändert. Tja, was soll er auch sagen. Er kann ja schlecht MH in den Rücken fallen. Aber begeistert schien er nicht gerade.
Eine wirklich faire Reaktion von Mags.
Ich glaube auch, die Situation wäre nicht derart eskaliert, wenn die Band selbst auf der Bühne von vornherein gesagt hätte, dass das Konzert etwas kürzer ausfallen würde, weil Morten einen familiären Termin hat. Aber die Fans einfach so im Regen stehen zu lassen, ohne jegliche Erklärung, war nicht die feine englische Art. -
Zitat von Lihaenschen
Zum Thema Professionalität kann ich nur folgendes sagen:
Beim Konzert in Frankfurt war Magne krank - soweit ich weiss Magen-Darm-Infekt. Er hat trotzdem das Konzert komplett gespielt und aus der Ferne hat man ihm nichts angemerkt. Einziges Manko - er hat später die Spässchen wie Meet und Greet usw nicht mitgemacht... Das nenn ich aber durchaus Professionell!
-
Ich glaube nicht, dass das nötig ist. Soweit ich gehört habe, haben die Telefondrähte geglüht. Alle Beteiligten wissen, dass das kein Glanzstück war.
Nur mal so aus Interesse: hat sich eigentlich jemand beschwert?
Zitat von midgeVielen Dank fürs Abtippen.
Was soll man sagen? Es trifft so unglaublich gut, dass man der Plattenfirma (wieviel hat die eigentlich - und sei es monetär - mit der Tour zu tun?), dem Management und wenn es geht natürlich den drei Elchen diesen Text übersetzen und zukommen lassen sollte.
Problem: Harald Ruppert hat das so unglaublich gut geschrieben, dass eine Übersetzung die erstklassig beschriebene Verletztheit der Fans sicher verwässern würde.
Ach mönsch.. seufz. -
Zitat von Joshua
Nur mal so aus Interesse: hat sich eigentlich jemand beschwert?
Noch nicht, aber ich werde auf jeden Fall einen kurzen Brief schreiben. Ich weiß nur noch nicht, wohin den zu schicken am meisten Sinn macht. Tourveranstalter? Management? Plattenfirma?
Sie wissen zwar schon, dass das Mist war... aber ich finde, wir sollten die Sache nicht so einfach hinnehmen, sondern zumindest unserem Unmut Ausdruck verleihen. Man kann das ja durchaus zivilisiert formulieren.
Neph -
Nun, ehrlich gesagt würde ich es tuen. Nur wo?
-
-
Zitat von midge
der Plattenfirma (wieviel hat die eigentlich - und sei es monetär - mit der Tour zu tun?)
Problem: Harald Ruppert hat das so unglaublich gut geschrieben, dass eine Übersetzung die erstklassig beschriebene Verletztheit der Fans sicher verwässern würde.
Zitat von midgeNun, ehrlich gesagt würde ich es tuen. Nur wo?
Die Plattenfirma ist bei vielen Konzerten dabei gewesen. Ihr müsst es nicht übersetzen. Ihr könnt es gerne mir geben. Stellt mir zusammen was Ihr los werden wollt. Ich kümmere mich darum. -
Eigentlich brauchst du dafür nur diesen thread zu kopieren
-
Bißchen viel vielleicht.
-
och...
immerhin ehrlich aus dem Bauch heraus -
-