Grau ist nicht gleich Grau
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geschrieben von: Klaus Hübner
Vor Jahren hat er mit der Pop-Gruppe "a-ha" den Titel "Take o*n Me" in die Welt geträllert, nun versucht er sich als ernst zu nehmender Künstler zu etablieren: Magne Furuholmen alias Magne F.
37 ml der Farbe "Payne's Gray" sind bei Jackson's Art Supplies im Internet für £ 3,30 zu haben. Die Pigmente dieser Farbe erstrecken sich von gräulich zu einem dunkelgrauen Blau. "Payne's Gray" nannte sich auch eine inzwischen aufgelöste Progrock-Band aus Karlsruhe, die Einflüsse aus der mysteriösen Literatur von H.P. Lovecraft verarbeitete. Aus Farbe und Klang speist sich die Kunst von Magne F, die zwischen Realität und Phantasie dem Betrachter ein facettenreiches Wechselspiel ermöglicht.
Der Künstler selbst versteht sich in erster Linie als Musiker. "Take o*n Me" hieß ein erfolgreicher Pop-Hit aus dem Jahr 1985, der die norwegische Band "a-ha" international bekannt machte. Ein Mitglied dieses Trios war Magne Furuholmen, der die Keyboards bediente und Sänger der Gruppe war. Beliebt bei den Teenies, rümpften die meisten erwachsenen Musikliebhaber ihre Nasen. Das könnte bei der Nennung des Bandnamens "a-ha" auch heute noch passieren, was jedoch ein zu schneller Griff in die Irrtumsschublade bedeutet. Denn Magne Furuholmen präsentiert sich neuerdings als bildender Künstler, der seine musikalische Kreativität mit selbst geschaffenen Bildern erweitert.Magne F, wie der Musiker sich heute nennt, kann mehr als nur nette Texte zu netten Melodien singen.
Während der Aufnahmen zu seiner ersten Solo-CD "Past Perfect Future Tense", die im September vergangenen Jahres in Norwegen herauskam, führte er eine Art Tagebuch und notierte ausführlich die Produktion. Das Künstlerbuch in den Ausmaßen einer LP-Hülle ist zugleich Skizzenblock und Ausstellungskatalog, CD-Begleitbuch und Notizheft. Fotos – viele davon in beabsichtigter Unschärfe – von der Studioarbeit sowie handschriftliche Aufzeichnungen machen aus dem Band ein intimes Kunst-Werk, von dem einzelne Teile von September bis Dezember 2004 in Oslo, London und Edinburgh ausgestellt waren.
"Payne's Gray" fasziniert neben der Materialfülle insbesondere wegen der changierenden Farbkonstellationen, die sich in großen Flächen ebenso bestimmend durchsetzen wie sie bis in die Verästelungen der Schreibschrift hinein ihre Nuancen offen legen. Grob und ungestüm, dann wieder zartgliederig und zurückhaltend korrespondieren Schrift und Zeichen fast analog zu neuzeitlichen Höhlenmalereien. Die oft sehr feinen Übergänge der Farbe machen den Reiz jeder einzelnen Seite des Buches aus. Auf den ersten Blick bietet es dem Betrachterauge ein wirres, wildes Durcheinander, der zweite aber verharrt immer öfter bei den Details, Schattierungen und Übermalungen.
Magne F erreicht mit seiner opulenten Publikation zweierlei: Zum einen führt er den Beweis, dass ein bisher nur als Popstar wahrgenommener Künstler durchaus andere Talente besitzen kann, die es erlauben, ins öffentliche Licht gerückt zu werden. Zum anderen verbindet er auf eine sehr subtile Weise den Ton der Musik mit den Tönen einer Farbe, die deutlich aus ihrem eigenen Grau heraus strahlt.
Klaus Hübner