Hallo,
nun zum zweiten Text, der mir ganz besonders auf der Seele liegt: Riding the Crest.
Nach dem Hören in Dauerschleife war meine erste Interpretation ganz harmloser Natur: Jeder Mensch neigt dazu, sich selbst „größer und tapferer“ so sehen als andere Mitmenschen einen sehen. Man verherrlicht sich selbst etwas – ist ja ganz normal und ein gesundes Selbstbewusstsein auch wünschenswert. Naiv nahm ich an, dass das Lied das Hochgefühl beschreibt, wenn man stolz auf sich ist oder auch in Tagträumen schwelgt (z. B. auf Hawaii auf den tollsten Wellen zu Surfen – oder anderen Zielen, z.B. Superstar zu werden). Die erste Strophe stand für mich im Stern der Selbstdarstellung, Selbstfindung und Selbstdefinition über die selbst gesteckten Ziele.
Dazu passte dann auch der Refrain: Man lässt ja auch seine Umwelt teilhaben an den eigenen Träumen und Zielen, und das ist alles völlig legitim. In der Jugend ist man ja noch voller Ideale und Optimismus. Die „sheltered sun“ symbolisierte für mich demnach eine beschützende, verklärende Sicht oder schlicht den profanen Morgen des Tages (der ganze Tag liegt noch vor einem).
2. Strophe: Jeder macht sich im gewissen Rahmen seine eigenen Regeln (besonders wenn man gesteckte Ziele unbedingt erreichen möchte oder auch wenn man sich eine eigene Traumwelt aufbaut) und wählt seine eigenen Ausreden, wenn’s nicht so läuft wie gewollt - aber letztlich verunsichert die unvermeidliche Konfrontation von Traumwelt und Realität dann doch. Soweit völlig schlüssig für mich.
Passend die Wiederholung des Refrains.
3. Strophe: Wenn man sich zu sehr in seinem Ehrgeiz verbeißt (oder umgekehrt beim introvertierten Typ zu tief in die Tagträume sinkt), verliert man den Kontakt zur Realität. Es wird notwendig, wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu kehren (die bittere Erkenntnis, dass das Leben nicht so läuft wie man es sich erträumt hat). Man muss sich neu orientieren und braucht vielleicht auch einen Anstoß von außen dafür.
4. Strophe: Die Erkenntnis, dass das wahre Leben im Hier und Jetzt der Realität stattfindet, Rückbesinnung auf das reale Leben, das Nachtrauern hinter den unerreichten Träumen als Verschwendung.
Mir gefiel das Lied von allen Songs am besten, weil ich mich genau in dieser Interpretation wieder fand: selbstbewusst die eigenen Ziele angehend, aber auch in einen Tagtraum flüchten, damit man sich währenddessen besser fühlt. Doch danach wieder die Ernüchtern und die Konfrontation mit dem realen Leben – und die Auseinandersetzung damit.
Dann der Schock: Irgendwo habe ich gelesen, der Song beschreibe einen Drogenrausch.
Vorbei war die naive, romantisch verklärte Verzauberung meiner eigenen Auslegung - und meiner Identifikation mit dem Song. Dieser eine kleine Hinweis hat mir den ganzen Spaß an dem Song verdorben.
Ich gebe schweren Herzens zu, dass der Song sich auch als Entwicklung eines Drogensüchtigen interpretieren lässt: das Wellenreiten als Beschreibung eines Rauschzustandes, eine trübe, bedeckte Sonne am verkaterten Morgen danach und nicht zuletzt das verdächtige „truly wasted at a rave“. Dem gegenüber steht der Verstand, der bemüht wird, sich selbst klar darüber zu werden, dass es Zeit wird wieder clean zu werden. Dass man sich eingeredet hat, dass es so weitergehen könne (eigene Regeln und Ausflüchte), aber man letztlich die bittere Pille des Entzuges schlucken müsse, „you need a line“, einen Schubs in die richtige Richtung, nämlich in die bürgerliche Normenwelt zurück zu kehren.
Doof. Ätzend.
Leider ist mein Schulenglisch nur „ausreichend“, daher meine Frage an
a.)englischkundigere Leser und
b.)an die Fans, die die Biografie der drei Bandmitglieder kennen.
Lässt sich die Drogeninterpration an bestimmten Textstellen tatsächlich nachweisen? Mein Englisch, speziell "der Szene", reicht dafür nicht aus.
Was meinen die Fans? Ihr kennt die Jungs seit den 80ern. Gab es früher schon mal Auseinandersetzungen mit Drogen?
Oder kann ich den Song ruhigen Gewissens von der Drogenauslegung distanzieren und unbeschwert weiter in meiner verträumten Version schwelgen?
Eigentlich passen die locker-leichten, beschwingten Sommerklänge („heile Welt“) gar nicht zu einem solchen ernsten, düsteren Thema. Gehen a-ha auch mal so schwere Themen (auf ihre leichte, lockere Art?) an oder kann man das prinzipiell ganz von ihnen weisen?
Diana,
ein a-ha-Neuling (FOTM ist mein erstes a-ha-Album).
Interpretation Riding the crest
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Shirley -
10. August 2009 um 23:59 -
Erledigt
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Finde ich hochinteressant, was Du da schreibst. So genau hab ich bei diesem Album noch gar nicht hingehört, weil es mich insgesamt nicht so wahnsinnig begeistert.
Die zweite Interpretation klingt durchaus schlüssig. Und gerade die flotte, unbeschwerte Melodie würde diese These eigentlich unterstützen. Aber man muss ja nicht zwingend eigene Erfahrungen in jedem Songtext verarbeiten, da fließen ja auch Anstöße, Eindrücke und Geschichten von außen mit ein - und am Schluss muss dann der Text auch noch irgendwie zur Melodie passen. Also mal keine Panik diebezüglich!
Die Jungs haben bestimmt das ein oder andre Mal zu tief ins Glas geschaut, aber soviel ich weiß haben sie sich von Drogen immer distanziert.ZitatEigentlich passen die locker-leichten, beschwingten Sommerklänge („heile Welt“) gar nicht zu einem solchen ernsten, düsteren Thema.
Ich hatte noch nie das Vergnügen mit einem Drogenrausch , aber angeblich fühlt man sich ja eben genau "locker-leicht beschwingt" - passt doch dann wie die Faust aufs Auge.
Witzig - ich konnte ja diesen tralala-Song bis dato gar nicht ausstehen, aber mit dieser Deutung wird er mir gerade ein wenig sympathischer, weil tiefer, zweideutig-hintergründiger - gerade durch das vordergründig-fröhlich-Unbeschwerte ein Geniestreich!ZitatGehen a-ha auch mal so schwere Themen (auf ihre leichte, lockere Art?) an oder kann man das prinzipiell ganz von ihnen weisen?
Das finde ich jetzt interessant. Die leichte lockere Art gibt es seit "Touchy" und "You are the one" ja nun erst wieder seit diesem Album. Ansonsten versinkt der geneigte a-ha Hörer doch seit all den Jahren stets in einer trübsinnigen Welt aus Qual, Düsternis, Regen, Regen, Regen, Verlassenwerden, Mord, Tod und Selbstzweifeln
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Die Jungs erleben halt ihren zweiten Frühling...
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Soweit ich weiß (ist allerdings keine 100%ige Angabe, jedoch bestätigt dies meine einfache Kenntnis und mein inneres Gefühl): hatten a-ha selbst noch nie was mit Drogen zu tun.
In ihren Liedern haben sie sich allerdings bereits mit Drogen auseinandergesetzt. Es gibt ein Video (ich meine, dass es das Video zu "There is never a forever Thing" ist), das Lied ist auf dem Stay-On-These-Roads Album, erschienen ca. 1987 (oder '88?) .... Ist alles so verdammt lange her. Aber mit dem Thema haben sich a-ha genau da schon einmal auseinander gesetzt.
Ob es nun aber wirklich an dem ist, dass das Lied Riding the Crest auf Drogensüchtige auszulegen ist ... das kann ich weder dementieren noch bestätigen.
Weitestgehend könnte man dann Riding The Crest auch sehr auf die neue Zeit, nämlich das Versinken in Internet und Computerspiele bzw. Computer(-schein-)welten interpretieren. Oder auch auf Spielsüchtige ... -
Weitestgehend könnte man dann Riding The Crest auch sehr auf die neue Zeit, nämlich das Versinken in Internet und Computerspiele bzw. Computer(-schein-)welten interpretieren. Oder auch auf Spielsüchtige ...
Neue Impulse, vielen Dank. Ich sehe das auch so, dass es viele verschiedene Wege gibt, ein Hochgefühl zu erzeugen - es müssen keine harten Drogen dafür im Spiel sein.
Der positive, optimistische Tenor des ganzen Liedes legt ja auch die Möglichkeit nahe, dass gar keine Entwicklung besungen wird, sondern ein Moment, der Moment des Hochgefühls an sich. 4 Minuten Schwelgen im Hochgefühl, auf welche Art und Weise auch immer die Euphorie erzeugt wurde. Allerdings passt dazu nur der erste Teil, nicht mehr der zweite Teil, denn ab da wird ja etwas vermisst, eine (versüßte) bittere Medizin wird geschluckt, eine neue Richtung zu vorherigen Normen eingeschlagen und zuletzt dann die rätselhafte 180°-Kehrtwendung, dass nun plötzlich der vorher besungene Rausch eine echte Verschwendung wäre. Hm...
Ich werd' nicht schlau draus.
Diana -
Wahnsinn, was du da hineininterpretierst. Ich dachte ehrlich gesagt auch eher an einen Drogenrausch. Aber die Jungs haben soweit mir bekannt nie sowas gemacht.
Da muss ich mir das Lied wohl doch nochmal genauer anhören.
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Soweit ich weiß (ist allerdings keine 100%ige Angabe, jedoch bestätigt dies meine einfache Kenntnis und mein inneres Gefühl): hatten a-ha selbst noch nie was mit Drogen zu tun.
In ihren Liedern haben sie sich allerdings bereits mit Drogen auseinandergesetzt. Es gibt ein Video (ich meine, dass es das Video zu "There is never a forever Thing" ist), das Lied ist auf dem Stay-On-These-Roads Album, erschienen ca. 1987 (oder '88?) .... Ist alles so verdammt lange her. Aber mit dem Thema haben sich a-ha genau da schon einmal auseinander gesetzt.
Ob es nun aber wirklich an dem ist, dass das Lied Riding the Crest auf Drogensüchtige auszulegen ist ... das kann ich weder dementieren noch bestätigen...
Danke für deine Einschätzung. Ich hoffe, du hast Recht. Eine Verherrlichung von Drogen wäre nämlich das Letzte, was ich bereit wäre zu unterstützen. Daher suche ich nach Argumenten gegen diese Auslegung.
Diana -
Das finde ich jetzt interessant. Die leichte lockere Art gibt es seit "Touchy" und "You are the one" ja nun erst wieder seit diesem Album. Ansonsten versinkt der geneigte a-ha Hörer doch seit all den Jahren stets in einer trübsinnigen Welt aus Qual, Düsternis, Regen, Regen, Regen, Verlassenwerden, Mord, Tod und Selbstzweifeln
Ach, echt?! Ich kenne nur ein paar Singlehits aus den 80ern und 90ern und hielt A-ha für eine dieser oberflächlichen Teenybands. Die Kritiken (reifer geworden) haben mich dann bewogen, doch mal das aktuelle Album zu kaufen. Ich bin eigentlich sehr positiv überrascht (meine No. 3 und 4 sind Mother Nature und Sunny Mystery, auch interessante Texte) und habe mir daher den Vorgänger mit den besten Kritiken (MEMS) bei amazon bestellt. Dann lohnt es sich also nicht, wenn ich noch mehr Musik von der Art dieses Albums haben möchte, eines der drei Vorgängeralben zu kaufen?
Gruß
Diana -
DOCH!!! a-ha lohnt sich immer
- schon allein, um zu sehen, wie groß das musikalische Spektrum ist. In viele Sachen muss man sich allerdings manchmal ein wenig einhören, also gib den Songs eine Chance! Meine Lieblingsalben sind beispielsweise east of the sun-west of the moon und memorial beach - die sind Lichtjahre von Foot of the Mountain entfernt, aber trotzdem 100% a-ha. -
Jedes Album für sich hat was - die zwei hab ich auch erst vor kurzem für mich entdeckt!! Manchmal gehts halt ein bisschen länger...!
Aber sehr typisch für a-ha find ich, dass man meist öfter hören muss, um die Lieder zu mögen (geht mir jedenfalls so) -
Spontan fallen mir gerade "out of blue comes green" und "there´s never a forever thing" ein als zwei der allerallerallergrößten a-ha-Hymnen aller Zeiten. Unbedingt anhören - macht süchtig!
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Spontan fallen mir gerade "out of blue comes green" und "there´s never a forever thing" ein als zwei der allerallerallergrößten a-ha-Hymnen aller Zeiten. Unbedingt anhören - macht süchtig!
Absolut zustimm. a-ha sind es absolut wert, dass man sich alle Alben anhört. Sie sind definitiv mehr als Synthie-Pop.
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A-ha haben sich ja schon mit einigen schwierigen Themen beschäftigt,
gerade gefunden: there´s never a forever thing, official video:
http://www.youtube.com/watch?v=g6eREN3tISg&feature=related
...und ich hab immer wieder Gänsehaut... -
Eine Verherrlichung von Drogen wäre nämlich das Letzte, was ich bereit wäre zu unterstützen.
DianaFür a-ha leg ich was das Thema betrifft meine Hand ins Feuer.
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http://thequietus.com/articles/02488…isturiser-drugs
In dem Interview sagt Mags dazu was.